After Death
The curtains were half
drawn, the floor was swept
And strewn with rushes,
rosemary and may
Lay thick upon the bed
on which I lay,
Where through the
lattice ivy-shadows crept.
He leaned above me,
thinking that I slept
And could not hear him;
but I heard him say:
‘Poor child, poor
child:’ and as he turned away
Came a deep silence, and
I knew he wept.
He did not touch the
shroud, or raise the fold
That hid my face, or
take my hand in his,
Or ruffle the smooth
pillows for my head:
He did not love me
living; but once dead
He pitied me; and very
sweet it is
To know he still is warm
though I am cold.
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Nach dem Tod
Der Vorhang halb zurück, der Boden frisch gefegt,
bestreut mit Binsen, Rosmarin und Lein,
durchs Gitter dringt der Efeuschatten ein,
geschmückt das Bett, auf das man mich gelegt.
Er beugt sich über mich, die Schlafende, er meint,
ich hört’ ihn nicht; doch hör ich, wie er spricht:
„Ach du, mein armes
Kind“, er wendet sein Gesicht,
und eine tiefe Stille sagt mir, dass er weint.
Er hat nicht es berührt, das Tuch, das mich umwallt
und mein Gesicht verbirgt; noch nahm er meine Hand
und schüttelt’ auch nicht für mein Haupt die Kissen;
Zwar liebte er mich nie, doch ist es schön zu wissen,
dass er so voller Mitleid vor der Toten stand,
und dass sein Herz noch warm, bin ich auch kalt.
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In an Artist’s Studio
One face looks out from all his canvases,
One selfsame figure sits or walks or leans:
We found her hidden just behind those screens,
That mirror gave back all her loveliness.
A queen in opal or in ruby dress,
A nameless girl in freshest summer-greens,
A saint, an angel – every canvas means
The same one meaning, neither more nor less.
He feeds upon her face by day and night,
And she with true kind eyes looks back on him,
Fair as the moon and joyful as the light:
Not wan with waiting, not with sorrow dim;
Not as she is, but was when hope shone bright;
Not as she is, but as she fills his dream.
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Im Atelier eines Malers
Aus
allen seinen Bildern dasselbe Antlitz blickt,
Dieselbige
Gestalt sitzt oder steht darin:
Wir
fanden sie versteckt dort hinter der Gardin’,
Der
Spiegel zeigte sie uns ganz entzückt.
Im
Kleid der Königin juwelgeschmückt,
Als
schlichte Maid in frischem Sommergrün,
Als
Heilige, als Engel – in jedem Bild erschien
Die
Botschaft klar und deutlich ausgedrückt.
Er
labt sich Tag und Nacht an dem Gesicht,
Mit
sanftem Blick schaut sie ihn freundlich an,
Mild
wie der Mond, froh wie das Morgenlicht:
Kein wartend
müdes Herz, das Kummer sich ersann;
Nicht
wie sie ist, doch war, als Hoffnung noch geblüht,
Nicht
wie sie ist – doch so, wie er im Traum sie sieht.
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The Thread of Life
I.
The irresponsive silence of the land,
The irresponsive sounding of the sea,
Speak both one message of one sense to me: -
Aloof, aloof, we stand aloof, so stand
Thou too aloof bound with the flawless band
Of inner solitude; we bind not
thee;
But who from thy self-chain shall set thee free?
What heart shall touch
thy heart? What hand thy hand? –
And I am sometimes proud and sometimes meek,
And sometimes I remember days of old
When fellowship seemed not so far to seek
And all the world and I seemed much less cold,
And at the rainbow’s foot lay surely gold,
And hope felt strong and life itself not weak.
II.
Thus am I mine own prison.
Everything
Around me free and sunny and at ease:
Or if in shadow, in a shade of trees
Which the sun kisses, where the gay birds sing
And where all winds make various murmuring;
Where bees are found, with honey for the bees;
Where sounds are music, and where silences
Are music of an unlike fashioning.
Then gaze I at the merrymaking crew,
And smile a moment and a moment sigh
Thinking: why can I not rejoice with you?
But soon I put the foolish fancy by:
I am not what I have nor what I do;
But what I was I am, I am even I.
III.
Therefore myself is that
one lonely thing
I hold to use or waste, to keep or give;
My sole possession every day I live,
And still mine own, despite Time’s winnowing,
Ever mine own, while moons and seasons bring
From crudeness ripeness mellow and sanitive;
Ever mine own, till Death shall ply his sieve;
And still mine own, when saints break grave and sing.
And this myself as king onto my King
I give to Him Who gave Himself for me;
Who gives Himself to me, and bids me sing
A sweet new song of His redeemed set free;
He bids me sing: O death, where is thy sting?
And sing: O grave, where is thy victory?
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Der Lebensfaden
I.
In
teilnahmsloser Stille liegt das Land,
Und
teilnahmslos das Donnern auch der Meere
Nur
eine Botschaft, die ich darin höre
Wir
sehn das Leben nur von fern; am Rand
Auch
du, entfernt, gebunden mit dem Band
der Einsamkeit,
nicht wir sind’s, die dich binden;
Doch
wer sollt deine Ketten lösen, finden
Ein
Herz, das deines rührt, ergreifen deine Hand? --
Und
ich bin manchmal stolz und manchmal mild
Und
manchmal denke ich an alte Zeiten,
Als
Freundschaft sich noch fand im Lebensbild
In
einer Welt, geprägt von wärmren Breiten,
Der
Himmelsring bespannt mit goldnen
Saiten,
Die
Hoffnung stark, von Lebenskraft erfüllt.
II.
In mir gefangen bin ich. Doch in allen Dingen
Um mich ist Freiheit, voll von Sonnenträumen:
Selbst dort im Schatten unter grünen Bäumen,
die froh die Sonne küsst, wo Vögel singen
und jeder Wind das Laubwerk lässt erklingen;
wo Bienen tanzen ihren Honigreigen,
wo jeder Ton Musik und selbst das Schweigen
auf andre Weise kann Musik erbringen.
Dann blicke ich in fröhliche Gesichter,
mein Lächeln still, mit Wehmut leicht durchsetzt:
Warum kann ich nicht teilen eure Lichter?
Doch lass ich ab vom eitlen Traum zuletzt.
Ich bin nicht, was ich hab oder verrichte;
doch was ich war, das bin ich selbst noch jetzt.
III.
Das heißt, ich bin ein Ding der Einsamkeit
Zu nutzen, zu verschwenden, zu vergeben
Mein einziger Besitz in diesem Leben,
Gehör mir selbst im Schüttelsieb der Zeit.
Für immer mein, ob Jahreszeiten bringen
Mit sich auch Reife, abgeklärt, belebend;
Für immer mein, dem Tod entgegen strebend;
Und mein noch dann, wenn einst die Engel singen.
Dies Selbst ich meinem Herrn als Gabe bot
Ich schenk es ihm, der mich erlöst auf ewig,
Der sich mir schenkt und singen mir gebot
Ein Lied für ihn, der aus dem Abgrund stieg,
Das lautet: Wo ist dein Stachel, o Tod?
Zu singen: O Hölle, wo ist dein Sieg?
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Monna Innominata
I
Come back to me, who wait and watch for you: --
Or come not yet, for it is over then,
And long it is before you come again,
So far between my pleasures are and few.
While, when you come not, what I do I do
Thinking “Now when he comes,” my sweetest when:”
For one man is my world of all the men
This whole world holds; O love, my world is you.
Howbeit, to meet you grows almost a pang
Because the pang of parting comes so soon;
My hope hangs waning, waxing, like a moon
Between the heavenly days on which we meet:
Ah me, but where are now the songs I sang
When life was sweet because you call’d them sweet?
II.
I wish I could remember that first day,
First hour, first moment of your meeting me,
If bright or dim the season, it might be
Summer or Winter for aught that I can say;
So unrecorded did it slip away,
So blind was I to see and to foresee,
So dull to mark the budding of my tree
That would not blossom yet for many a May.
If only I could recollect it, such
A day of days! I let it come and go
As traceless as a thaw of bygone snow;
It seemed to mean so little, meant so much;
If only now I could recall that touch,
First touch of hand in hand – did one but know!
III.
O ombre vane, four che ne l’aspetto! – Dante
Immaginata guida la conduce. – Petrarca
I dream of you to wake: would that I might
Dream of you and not wake but slumber on;
Nor find with dreams the dear companion gone,
As summer ended summer birds take flight.
In happy dreams I hold you full in sight,
I blush again who waking look so wan;
Brighter than sunniest day that ever shone,
In happy dreams your smile makes day of night.
Thus only in a dream we are at one,
Thus only in a dream we give and take
The faith that maketh rich who take or give;
If thus to sleep is sweeter than to wake,
To die were surely sweeter than to live,
Though there be nothing new beneath the sun.
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Monna Innominata, die Namenlose
I.
O komm zu mir zurück, ich wart auf dich,
Nein, komm noch nicht, zu schnell vergeht die Zeit
Und lange währt’s, bis wieder ist’s soweit,
Die Freude ist ein seltner Gast für mich.
Bist du nicht hier, so tu ich, was ich tu,
und denk: „wenn er dann kommt, mein Liebster, dann...“
Denn meine Welt besteht aus einem Mann,
Dem liebsten aller Männer: meine Welt bist du.
Wie lässt unsre Begegnung mich fast klagen?
Der Abschiedschmerz stellt allzu früh sich ein
Die Hoffnung wie ein Mond mal voll, mal klein
Zwischen des Wiedersehens goldnen Tagen:
Wo sind die Lieder, die ich einst gesungen,
als süß die Welt, weil süß sie dir geklungen?
II.
Ich
wünscht, ich könnte mich des Tags entsinnen,
der Stunde, da wir uns begegnet sind,
ob’s still war oder blies ein starker Wind,
war's Sommer? Wollte erst der Lenz beginnen?
So ist er uns entschlüpft ganz unbesungen,
so blind war ich und konnt ihn nicht benennen,
den Knospenansatz nicht am Baum erkennen,
der nicht erblüht, bis manch ein Mai verklungen.
Wie gern ich seiner mich erinnern will,
Tag aller Tage! Und ich ließ ihn gehen,
die Spuren wie im Schnee gar bald verwehen,
Es schien so wenig und war doch so viel;
Ach, spürte ich noch jetzt, wie zart und still --
sich Hand und Hand berührt – Hätt ich’s gesehen!
III.
Ich träum
von dir, erwache: möcht entfliehen
In Träume, dass der Schlummer nicht verwehe;
Dass mit dem Traum der liebe Freund nicht gehe,
Wie mit dem Sommer auch die Vögel ziehen.
Im frohen Traum seh ich dich ohne Frage,
ein Rosenschein auf meiner blasser Miene;
noch heitrer, als die Sonne selbst je schiene,
dein Lächeln macht die Nacht für mich zum Tage.
So sind wir nur im Traum vereint in Wonne
Und nur im Traume nehmen wir, entfachen
Vertrauen, das macht reich, die’s nehmen oder geben;
Wenn also Schlafen süßer ist als Wachen,
gewisslich sei das Sterben süßer als das Leben,
geschieht doch Neues nicht unter der Sonne.
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